Zu Beginn stark irritiert, dann inspiriert
Rothenburger Landesliga-Handballer gewinnen Derby gegen Ansbach trotz einiger Probleme noch 23:17
ROTHENBURG (ff) – Hoppla, was
war da los? 5:6, 5:7, 5:8, 5:9. Mit vier
Toren Differenz führten die Ansbacher
HG-Handballer beim Landesliga-
Spitzenreiter TSV Rothenburg
nach 20 Minuten. Bahnte sich etwa
eine Überraschung an? Irritiert war
der hohe Favorit in der Tat. Er
brauchte lange, um das Spiel an
sich zu reißen. Mit einer deutlichen
Leistungssteigerung in der 2. Hälfte
gingen die Tauberstädter aber doch
noch mit einem verdienten 23:17-
Pflichtsieg vom Feld.
Die geringe Trefferausbeute kostete
dem Bayernliga-Absteiger aber
die Tabellenführung. An der Spitze
steht jetzt dank der besseren Torbilanz
der punktgleiche TV Erlangen-
Bruck, der in Altenerding 36:25 siegte.
„Wir wollten die Rothenburger
möglichst lange ärgern. Das ist uns
gelungen“, bilanzierte der Ansbacher
Trainer Bernd Hitzler mit einem verschmitztem
Lächeln im Gesicht. Die
Gäste kassierten zwar vor vollem
Haus in der Bleichehalle, rund 550
Zuschauer wollten sich das Westmittelfranken-
Derby nicht entgehen
lassen, schon nach 40 Sekunden eine
2-Minuten-Zeitstrafe durch Michael
Zimmermann, ließen sich dadurch
aber nicht sonderlich beeindrucken.
Mit Ruhe im Aufbauspiel nahmen
sie Tempo aus dem Spiel, warteten
geduldig, bis sich eine Wurfchance
auftat und erspielten sich mit Ausnahme
des 1:0 durch Felix Kölle stets
eine Führung. Es war offensichtlich,
dass Rothenburg zu Beginn nervös
agierte, kaum zu ihren gefürchteten
Schnellangriffen kam und immer
wieder an der kompromisslosen HGAbwehr
scheiterte. Die Würfe waren
schlecht vorbereitet, es häuften sich
Ballverluste. Und kam doch was
durch auf das HG-Tor, wusste Torhüter
Stefan Kleinlein mit unglaublichen
Reflexen zu überzeugen. „Was
unser Keeper gehalten hat, war sensationell“,
befand Oldie Zimmermann
nach dem Spiel. Als die Markgrafenstädter
zwischen der 14. und
20. Minute mit einem 4:0-Lauf gar
9:5 in Führung gingen, rieben sich
viele Zuschauer verwundert die Augen.
Glänzend von der Achse Markus
Klein, Michael Liebich und Zimmermann
in Szene gesetzt, traf der
beste Ansbacher, Frank Greiner-
Schwed, fast nach Belieben. In der 1.
Halbzeit ließ sich dieser technisch
versierte Handballer schon fünf Tore
(davon zwei Siebenmeter) gut schreiben,
am Ende kam er auf 9/3 Treffer.
Bei Rothenburg hielt in dieser frühen
Phase fast nur Felix Kölle mit
drei Toren (gesamt 4) dagegen.
Erst in der Schlussphase der 1.
Hälfte hatte sich Rothenburg auf die
Taktik der Gäste besser eingestellt,
schaffte mit einem 4:0-Lauf doch
noch den 9:9-Gleichstand zur Pause,
die TSV-Coach Csaba Szücs Gelegenheit
zu Korrekturen gab: „Ich habe
in der Kabine mehr Konzentration
bei unseren Angriffen eingefordert.“
Das setzten seine Mannen sofort
nach Wiederbeginn um. Mit einer
von 6-0 auf 5-1 umgestellten Abwehr
(Philipp Schemm wurde vorgezogen),
warfen sie ab dem 10:10
sechs Tore in Folge und führten so
nach 38 Minuten 16:10. Das bedeutete
die Vorentscheidung in einem packenden,
bisweilen auch hart geführten
Derby (Rothenburg 5, Ansbach
7 Zeitstrafen). Nun funktionierten
auch die Schnellangriffe des
TSV, bei dem Andreas Trabold (6/1)
über rechts und Christoph Wittmann
(5) vom Rückraum Mitte doch noch
zu großer Form fanden. Und hinten
ließ Keeper Andreas Amann kaum
noch etwas durch. So kam Rothenburg
doch noch zu einem ungefährdeten
23:17-Sieg. Für Ansbach kam
das Lob von der Gegenseite. „Die
HG hat das mitunter sehr gut gemacht“,
meinte der angenehm unaufgeregte
Csaba Szücs.
TSV Rothenburg: Amann (1.-60.), Deussen (bei einem
7m); Schemm (1), Kölle (4), Kister (3/3), Hofmann
(2), Ehrlinger, Schmidt (2), Wittmann (5), Trabold (6/1),
Schubart, Striffler, Jasarevic, Brahm.
HG Ansbach: Kleinlein, Bär; Schülein, Landsgesell,
Liebich (3), Heumann (1), Segerer (1), Stiegler, Zimmermann
(1), Greiner-Schwed (9/3), Klein (2/1).
Siebenmeter: Rothenburg 4 (Kister trifft 3, Trabold
trifft 1) – Ansbach 4 (Greiner-Schwed trifft 3, Klein trifft
1). Zeitstrafen: Rothenburg 5 (Hofmann und Schubart
je 2, Schemm 1) – Ansbach 7 (Segerer und Zimmermann
je 2, Liebich, Greiner-Schwed, Klein je 1).
Schiedsrichter: Daniel Langner/Bernd Liebsch
(TV/DJK Hammelburg). Zuschauer: 550.